Hintergrund

„New Kibbutz“ – von Jaffa zu Java

Ehrenamtliche Arbeit in einem Kibbutz hat eine lange Tradition, doch Israel ist nicht mehr (nur) für seinen Export von landwirtschaftlichen Gütern bekannt. Startup-Nation und Hi-Tech-Supermacht – das sind die Attribute, die heutzutage fallen, wenn von Israels Wirtschaft die Rede ist. Während damals junge Leute aus Deutschland nach Israel reisten, um als Volontäre in Kibbuzim die Landwirtschaft anzukurbeln und in den Orangenplantagen mitzuhelfen, interessieren sich Studierende aus ganz Deutschland heute eher für das Startup-Ökosystem und möchten herausfinden, was die Gründe für dessen rasante Entwicklung sind. "New Kibbutz" trägt genau dieser Entwicklung Rechnung.

Mit Unterstützung der Landesregierungen von Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz, riefen die AHK Israel und das Generalkonsulat des Staates Israel für Süddeutschland im Jahre 2015 das Projekt "New Kibbutz" ins Leben. Seit Beginn des Jahres 2021 sind der Deutsch Akademische Austauschdienst (DAAD) sowie das Auswertige Amt offizielle Partner des Programms. Mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung unf Forschung werden Teilnehmende mit einem großzügigen Stipendium gefördert.

"New Kibbutz" bietet Bachelor und Master Studierenden aus Deutschland die Möglichkeit in israelischen Startups sowie reiferen Unternehmen, vorwiegend im Hi-Tech-Bereich, ein Praktikum zu absolvieren. Von Marketing bis hin zu Softwareentwicklung, das Portfolio bietet eine große Auswahl an spannenden Tätigkeiten in dynamischen Teams. Neben der Arbeit im jeweiligen Unternehmen werden die Praktika durch Workshops und Exkursionen zu politischen, wirtschaftlichen, historischen und sozialen Themen rund um Israel ergänzt. So gelangen Teilnehmerinnen und Teilnehmer bisweilen in die Knesset, besuchen top Venture Capital Fonds auf dem Rothschild Boulevard, erkunden einen traditionellen Kibbutz oder lernen über spannende Innovationen in der Ausstellung des Peres Centers.

Die AHK Israel begleitet die Kandidatinnen und Kandidaten durch den Bewerbungsprozess, kümmert sich um Visa-Anträge, unterstützt bei organisatorischen Angelegenheiten wie beispielsweise der Suche nach einer passenden Unterkunft und steht für sämtliche Fragen rund um das Leben in Tel Aviv stets zur Verfügung. Aufgrund der Visabestimmungen sind alle Praktika im Rahmen des Programms unvergütet. Dank des Stipendiums durch den DAAD, lässt sich der Aufenthalt in Israel dennoch finanzieren. Die meisten Unternehmen bieten zusätzlich finanzielle Unterstützung in Form von Erstattung der Mahlzeiten sowie Transport- und Telefonkosten an.

Die Rückmeldungen der teilnehmenden Unternehmen sowie Alumni des Programms "New Kibbutz" sind wahrlich überwältigend. Die Risikobereitschaft der Israelis trägt unter anderem dazu bei, dass den Studierenden auf Anhieb vollstes Vertrauen entgegengebracht wird und Projekte von Anfang an eigenständig übernommen werden können. Nicht selten ist es vorgekommen, dass so manch einer sein Praktikum verlängert hat oder am liebsten gar nicht mehr nach Hause zurückkehren wollte. Die israelische Arbeitsmoral, Direktheit und die meist flachen Hierarchien im Unternehmen können manchmal zunächst irritierend sein, doch bereits nach kurzer Zeit machen genau diese Gegebenheiten das Arbeitsklima so erfrischend und angenehm. Letztendlich ist es das Gesamtpaket, das den Aufenthalt der Teilnehmenden zum vollen Erfolg werden lässt: das selbständige Arbeiten im Unternehmen, die einzigartige Atmosphäre Tel Avivs, der Austausch unter den Praktikantinnen und Praktikanten und die sich daraus entwickelnden Freundschaften sowie die allgemeine Bereicherung, die Land und Leute mit sich bringt.

Seit über sechs Jahren nehmen nun schon Studierende aus verschiedensten Studiengängen und Fakultäten an dem Programm teil und kehren mit einer Vielzahl an Erfahrungen und neugewonnenem Wissen sowie innovativen Ideen für ihre berufliche Zukunft nach Deutschland zurück. Das Programm zeigt deutlich, wie sich Mentalität und Arbeitsmoral der beiden Länder perfekt ergänzen und wie die Teilnehmenden zur Verbesserung der deutsch-israelischen Beziehungen beitragen.

Liron Koll, New Kibbutz Projekt Manager, AHK Israel